Oberbadische, 24.7.2018
Feiner swingender Geschmack
Matinee | „Die Zwei und der mit der Tuba“ in der Römervilla
Von Willi Vogl
Grenzach-Wyhlen. Eine voluminös klingende Tuba und zwei dezente Zupf-und Streichinstrumente - geht das zusammen? Ja, wenn man so hervorragend dynamisch und artikulatorisch aufeinander abgestimmt wie „Die Zwei und der mit der Tuba“ musiziert
Helmut Bruckner vom Verein für Heimatgeschichte hatte zur Sommermatinee am Sonntag den Geiger und Mandolinenspieler Andreas Wäldele, den Gitarristen Thomas Bergmann und den schwedischen Tubisten Jörgen Welander in das Regionalmuseum Römervilla eingeladen. Die mehr als 100 Konzertbesucher erlebten folkloreverbundene Musik, Jazz, Zigeunerswing und eigenwillige Bearbeitungen von Filmmelodien, garniert mit kurzweiligen, persönlichen Moderationen.
Zu hören war mit „Rendezvous“ von Häns´che Weiss, in dem Wäldele mit filigran bewegten bis schmalzigen Melodieinszenierungen als Zigeunergeiger bezauberte. Thomas Bergmanns Komposition „Chicken and Rice“ wurde mit behände musizierten Ostinate in der Tuba und expressiven Tremoli in der Mandoline serviert.
Idealbesetzung für „La Bouillon“
In der Titelmelodie zum Film „Paris-Texas“ von Ry Cooder sah man sich wie die Hauptfigur des Films mit kaputten, mit Hilfe eines Schnapsglases erzeugten Glissandi auf der Mandoline über atmosphärischem Besserung der Tuba, verdurstend unter die sengende Wüstensonne versetzt.
Die Werktitel des Trios waren nicht bedeutungsheischend, sondern folgten einem fabulierenden Lustprinzip, das sich gleichermaßen in akkurat koordinierter Spielweise mitteilte. So erfuhr man augenzwinkernd, daß Thomas Bergmann seine Komposition „La Bouillon“ ursprünglich für einen Dudelsackspieler komponiert hatte. Der jedoch sah sich außerstande, das Stück aufzuführen. In seinen beiden Triokollegen schließlich fand Bergmann die Idealbesetzung für die vital wuselnden Unisono-Figuren-
Jörgen Welander brachte sich mit zwei Titeln aus Norwegen und Schweden in die Matinee ein. In dem schwedischen Stück „Gärdebyladen“ brillierte er zunächst zweistimmig mit einer Tubastimme und einer unabhängig davon erzeugten Gesangsstimme.
Am Schluß pfeift das Publikum fröhlich mit
Danach erweiterte sich der coole Schwedensound mit Wäldeles schmalzig winselnder Geige zur skurril bewegten Parallelmelodie. Wenngleich auch in Antony and the Johnson „Everglade“ tongefärbtes Schnalzen und Röcheln zum Ausdrucksrepertoire der Tuba gehörten, überschritten Welander, Wäldele und Bergman nie die Grenzen des guten Geschmacks. So sorgten die drei in einem Medley mit Liebeslied, einem bulgarischen Tanz und Vogelstimmen mit ungestüm schluchzender und schalkhaft zwitschernder Geige für beste Unterhaltung. Bei der Zugabe „Farewell to Cheyenne“ von Ennis Morricone schließlich begaben sich die Musiker und das begeisterte Publikum, die Filmmelodie pfeifend, zum Umtrunk mit Hefezopf.